Zum Inhalt

Erfahrungs-Bericht Ikonenkurs Zizers

    5 Tage ins Evangelium eintauchen…

    In den letzten Oktobertagen trafen sich sechs Zizerser Frauen und ein gespannter Ikonograph im katholischen Kirchgemeindehaus in Zizers zu einem erneuten Kurs im Ikonenschreiben. Von vorgängigen Anstrengungen und den vielen, vielen Gedanken über die passende Ikone, welche die Teilnehmerinnen in den Monaten zuvor machen mussten, war beim Kursstart nichts mehr zu spüren. Alle waren einfach nur noch gespannt auf die kommenden Tage. Die Vorstellungen über die Herstellung eines solchen Werkes gingen in ganz verschiedene Richtungen. Doch Schritt für Schritt…

    Melanie Caduff

    Bevor die Gruppe sich dem vorbereiteten Material annahm, wurde das Stundengebet Laudes gebetet. Eine allmorgendliche, wunderbare Einstimmung auf die besinnliche Arbeit des Ikonenschreibens. Denn, handelt es sich doch bei jeder Ikone um eine Szene aus einem Evangelium und entsprechend ehrwürdig waren diese Bilder anzugehen. Die Teilnehmerinnen verstanden schnell, das was in dieser Woche geschehen wird, ist nicht einfach nur ein «Bild zeichnen». Nein, es handelt sich um ein spirituelles, liturgisches Geschehen, verteilt über mehrere Tage.

    Nach einer Einführung durch den Ikonographen wandte sich die Gruppe das erste Mal der Unterlage, einem leeren und faden Stück Holz, zu. Schleifen, einzeichnen, abkleben… – alles wurde gemeinsam gemacht. Und dann, die erste Farbe für den Heiligenschein: natürlich Gold. Bei einigen sogar echtes und wertvolles Blattgold. Feines und genaues Arbeiten war gefordert. Dann erfolgte die erste von vielen Schichten Wachsfarbe. Es war ein seltsames Gefühl, diese möglichst schön aufzutragen, um sie dann mit heisser Föhn-Luft und Wattestäbchen wieder abzutragen. Doch schnell wurde das Prinzip verstanden und die Teilnehmerinnen sahen von Stunde zu Stunde ihre Ikone entstehen. Die Arbeit wurde nur mittags, wiederum fürs Stundengebet und natürlich ein feines Essen, welches abwechselnd von den Teilnehmerinnen zubereitet wurde, unterbrochen.

    Manch eine Teilnehmerin war ab dem schnellen Vergehen der Zeit erstaunt. Auch die Nachmittage waren schon um, kaum hatten sie angefangen. Allabendlich wurde der Tag mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier, welche der Ikonograph und Priester Mike Qerkini zelebrierte, beendet. Ein schönerer und passenderer Abschluss eines jeden Tages hätte sich die Gruppe nicht vorstellen können. Glücklich, zufrieden, erfüllt aber auch wirklich müde gings danach jeweils nach Hause.

    Ikonenweihe in der Eucharistiefeier mit der ganzen Pfarrei.

    Erste von links: Melanie Caduff

    Die Woche war geprägt von besinnlichen, herausfordernden und auch äusserst humorvollen Momenten. Die Leidenschaft mit der an diesen Ikonen gearbeitet wurde, war für jeden spürbar. Es gesellten sich gar einige Besucher spontan hinzu und bewunderten die Werke aller. Es war ein sehr ermutigendes, gegenseitig unterstützendes Wirken in einer kleinen Gruppe, in welcher jede ihren Platz und ihre Funktion hatte. Sogar exakt dann, als alle gerade mit dem Föhnen ihrer Wachsfarbe hätten weiterfahren müssen, als in ganz Zizers der Strom ausfiel. Während der Ikonenmeister am rechtzeitigen Fertigbringen der Ikonen rumstudierte, bemerkten die Teilnehmerinnen, dass ohne Strom ja auch kein Mittagessen gekocht werden konnte. Spontan sassen vier Frauen ins Auto, fuhren los, kauften ein und bereiteten eine wunderbare «kalten Platte» zu. Schön zu sehen, wie solche Ereignisse eine Gruppe funktionieren lassen und was daraus entstehen kann. Und, unglaublich passend und lehrreich, handelt es sich doch beim Ikonenschreiben auch um ein Gefüge verschiedener Einflüsse. Und, nicht zuletzt um Gottes Wille. Genau wie es im ganzen Leben Momente gibt, in denen man Situationen einfach hinnehmen muss, wie sie sind und das Beste daraus machen soll.

    Die Ikonen wurden zusehends schöner und jede erfreute sich über ihr eigenes Werk. Der stets sehr gelassene Ikonograph beantwortete alle Fragen und half jeder Teilnehmerin mit viel Geduld und Verständnis. Alle waren sehr zufrieden und schauten bereits mit etwas Wehmut auf das Ende des Kurses zu, welches immer näher rückte.

    Am Sonntagmorgen fand dann in der Eucharistiefeier die Ikonenweihe statt. Wunderschön wie Vikar Qerkini diese tiefsinnigen Weihworte sprach, die Ikonen mit Chrisamöl salbte und mit Weihrauch die Zeremonie abrundete. Ein sehr schöner und tiefgründiger Abschluss dieser Tage, welche allen Teilnehmerinnen gezeigt hat, dass Dinge zu schaffen sind, an die man zuvor nicht geglaubt hat. Ein wertvolles Erlebnis, das alle, nebst einer wunderschönen Ikone, mit nach Hause nehmen und sich noch lange daran erinnern dürfen.

    Schreiben Sie einen Kommentar

    Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert