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Patronat der Ikonen-Schule

«Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte». (Mt 1,24) Mit diesem Bibelwort ist alles über den Heiligen Joseph gesagt. Er tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte. Kein einziges biblisches Wort ist uns vom Heiligen Joseph überliefert. Weil er Jesus Christus ohne Worte, sondern mit Taten verkündete und mit Visionen und Auditionen im Traum göttliche Anweisungen erfuhr (vgl. Mt 1,18-21), wurde er als Patron der Ikonen-Schule gewählt: Wir wollen unter seinem Patronat Werke für das Reich Gottes tun, die von geistiger Tiefe und reifer Schlichtheit erfüllt sind.

Die westliche Entwicklung der Ikonographie des Heiligen Josephs geht parallel zum Aufschwung seines Kultes. In der Kunst entwickelt sich die Darstellung vom dienenden Nährvater zum Nährvater der Heiligen Familie. Die östliche Tradition verwendet weiterhin Motive aus apokryphen Schriften in der bildenden Kunst.

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

(Mt 1,20)

Die folgende Zusammenstellung zeigt die unterschiedliche Entwicklung in der westlichen und östlichen Josephs-Verehrung.

Der Heilige Joseph in der Westkirche

Die Verehrung des heiligen Joseph in der Westkirche ist ab 850 bezeugt. Theologisch setzte man sich im 15. Jahrhundert mit seiner Profilierung als «Nährvater Christi» sowie als «Ehemann Mariens» und «Verteidiger ihrer Jüngfräulichkeit» auseinander. Seit dem 17. Jahrhundert gilt der Heilige Joseph als Schutzpatron der Sterbenden, weil nach der Überlieferung zufolge Joseph im Beisein Jesu und Mariens verstarb. Seine Verehrung als Zuflucht für Sterbende wurde vor allem von den Jesuiten gefördert.

1870 erklärte Papst Pius IX. den Heiligen Joseph als Schutzpatron der katholischen Kirche.

1889 würdigte Papst Leo XIII. die hervorragende Verehrung des Heiligen Josephs in der Enzyklika «Quamquam pluries«.

Im 20. Jahrhundert wurde der Heilige Joseph (mit Ausnahme der Gottesmutter Maria) zum häufigsten gewählten Patron.

1955 führte Papst Pius XII. den 1. Mai als Gedenktag des «Hl. Josephs der Arbeiter» ein.

Papst Johannes XXIII. erklärte den Heiligen Joseph zum Schutzpatron des Zweiten Vatikanischen Konzils und er bestimmte auch seine Anrufungen in das Erste Hochgebet. Das Dekret der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung veranlasste die Erwähnung des Heiligen Josephs auch für das Zweite und Vierte Hochgebet (1. Mai 2013).

Zum 100. Jahrestag der Enzyklika «Quamquam pluries» von Papst Leo XIII. veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Apostolische Schreiben «Redemtoris custos» über Gestalt und Sendung des Heiligen Joseph im Leben Christi und der Kirche am 15. August 1989.

Papst Franzikus hat am 8. Dezember 2020 ein «Jahr des Heiligen Josephs» ausgerufen (Apostolisches Schreiben «Patris Corde«).

Der Gedenktag des Heiligen Josephs in der katholischen Kirche ist der 19. März. Dieses Datum für den Gedenktag des Heiligen Josephs erscheint zum ersten Mal im Martyrologium von der Reichenau (850).

Traditionell gilt der Heilige Joseph als Patron der Arbeiter, insbesondere der Zimmerleute und Holzfäller. Sein Schutzpatronat gilt auch den Jungfrauen und der Eheleuten.

Ikonographisch wird Joseph als junger Mann mit einer Lilie als Zeichen seiner Reinheit dargestellt. Oft hat er auch das Jesus-Kind in den Armen. Er trägt vor allem braune und grüne Kleider oder ein weisses Kleid mit einem braunen Mantel.

Der Heilige Joseph in der Ostkirche

Die Verehrung des Heiligen Josephs in der Ostkirche lässt sich früh datieren: Schon um 200 kursierte wohl das Protoevangelium des Jakobus. Zumindest kann festgehalten werden, dass die Einarbeitung der Josephs-Tradition von dieser apokryphen Schrift herkommt.

Gemäss dem Protoevangelium kommt Maria mit 12 Jahren in die Obhut des Heiligen Josephs (ProtevJac 8,3-9,1): Der Priester Zacharias empfängt eine himmlische Weisung, nach dem er die Witwer des Volkes versammelt, unter ihnen ist auch der Heilige Joseph. Mit einem Stab-Orakel (vgl. Num 17,17-24) wird der Heilige Joseph dazu bestimmt, Maria aufzunehmen. So kommt die Gottesmutter Maria in die Familie des Heiligen Josephs hinein. Die Geschwister Jesu, die in Mk 3,31f par. Mt 12,46-47; Lk 8,20; Mk 6,3 par. Mt 13,55-56 erwähnt sind, gehören zu den Kindern Josephs aus der ersten Ehe (ProtevJac 9,2).

Daher wird der Heilige Joseph in der Ikonographie als älterer Mann dargestellt.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass im Protoevangelium des Jakobus der Heilige Joseph die Aufgabe übernimmt, die Jungfräulichkeit der Gottesmutter zu beschützen.

Das Protoevangelium des Jakobus wurde in der Westkirche abgelehnt, auch wenn Motive aus dem Protoevangelium in der bildenden Kunst sich verbreitet haben.

In der Orthodoxie wird der Heilige Joseph am 26. Dezember verehrt (Verkündigung der Geburt Christi an Josef: 5. Adventssonntag).

Die Ikonen zeigen Joseph, wie er Wache hält, von Sorgen geplagt seinen Kopf in die Hände legt oder vom Bösen versucht wird. Er schürt bei anderen Darstellungen das wärmende Feuer, kocht und wäscht, jedoch im wichtigen Augenblick – bei der Geburt Jesu – werden Ochse und Esel näher als er in der Ikonographie dargestellt. Trotzdem wird der Heilige Joseph aus der Tradition heraus als vorbildlicher Ehemann und Vater gezeigt – ein Mann, der sich durch Gottes Geist leiten liess. Darum trägt der Heilige Joseph vor allem braune und grüne Kleider. Das Grün symbolisiert in der Ikonographie die Inspiration und Führung des Heiligen Josephs durch den Heiligen Geist. Braun steht für seine Menschlichkeit.

Der Heilige Joseph ist von Gott berufen für Maria und Jesus zu sorgen und das Oberhaupt der Familie zu sein. Die Schwierigkeit liegt darin, dass er Oberhaupt einer Familie ist, die nicht seine eigene ist.

„Den heiligen Joseph, den mächtigen Beschützer,
lobpreisen wir in unseren Liedern!
Da Du es wagst, vor Gott zu treten, bete für uns,
und wir singen:
freue Dich, freue Dich,

Du heiliger Beschützer
der unbefleckten Jungfrau!“

Hymnos Akathistos zum Heiligen Joseph