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Serie «Faszination Ikonenschreiben» – Interview mit Gabriela Wiedmer

Ikonen sind mehr als Kunstwerke – sie sind Gebet, Meditation und Theologie in Farben. Gabriela Wiedmer hat in einer Exerzitienwoche im Kloster Näfels das Ikonenschreiben für sich entdeckt. Seither lässt sie diese spirituelle Kunst nicht mehr los. In unserem Gespräch erzählt sie von ihrer ersten Ikone, den Herausforderungen und Freuden des Schreibprozesses und der tiefen Glaubensdimension, die Ikonen in ihrem Leben einnehmen. Ein persönlicher Einblick in eine jahrhundertealte Tradition, die bis heute Menschen in ihren Bann zieht.

Ikonen-Schule: Wie bist du zum Ikonenschreiben gekommen?

Gabriela Wiedmer: Ikonen schreiben durfte ich im Kloster in Näfels,  in einer Exerzitien-Woche erlernen, mit grosser Freude!

“Die erste Ikone vergisst man nie…“. Welche Erinnerungen und/oder Gefühle verbindest du damit?

Meine erste Ikone war die Mutter Gottes der Zärtlichkeit. Die fünf Ferientage im Kloster waren eine wunderbare Erfahrung. Seitdem bin ich gefesselt davon. Es ist eine Leidenschaft daraus entstanden, es lässt sich schwer in Worte fassen.  Es gibt mir eine innere Ruhe, Zuversicht, und Geborgenheit. Man fühlt sich getragen. Ikonen schreiben hat für mich eine heilsame Wirkung. Es ist Liturgie, Gebet und Meditation.

Was war oder ist für dich die grösste Herausforderung beim Ikonenschreiben? 

Am Anfang war das der Nimbus, d.h. der Heiligenschein. Das Vergolden mit 23,75 Karat Blattgold war für mich eine echte Herausforderung. Die Hände finde ich persönlich auch nicht ganz einfach, oder die Gesichter – jedenfalls am Anfang. Inzwischen, nach einem Jahr, in dem ich jetzt schon schreibe, bin ich eigentlich ganz zufrieden mit dem Fortschritt. Nun freue ich mich am meisten darauf das Gesicht zu schreiben und kann es jeweils kaum erwarten, ist es doch etwas vom letzten im ganzen Prozess. 

Was gelingt dir beim Ikonenschreiben am besten, welcher Arbeitsschritt fällt dir am leichtesten? 

Momentan gibt es nichts, was mir Mühe bereitet, ich freue mich auf jedes Detail. Es macht einfach grosse Freude nach den vorgegeben Regeln und Farben zu schreiben. Dazu braucht es Präzision und viel Geduld ist gefragt.

Wie wählst du dein(e) Ikonen-Motiv(e) aus? Auf was achtest du? Von was lässt du dich leiten? 

Gerade wie ich es empfinde. Ich denke, jede/jeder, die/der Ikonen schreiben möchte, sollte drei Fertigkeiten mit sich bringen: Geduld, Liebe und ein offenes Herz. Meiner Meinung nach, sollte man ein sehr gläubiger Mensch sein um Ikonen zu schreiben. 

An welchen möglichen oder “unmöglichen“, sprich aussergewöhnlichen Orten hast du schon Ikonen geschrieben? Sind Reaktionen darauf gekommen ? Wenn ja, welche?

Ausser bei mir Zuhause habe ich nirgends anders Ikonen geschrieben – und natürlich im Kloster in Näfels.

Wo haben die Ikonen bei dir im Alltag ihren Platz? Haben sie einen speziellen Ort? Nutzt du sie als Bestandteil deiner Gebetszeit? 

Sie hängen bei uns überall in der Wohnung, sei es im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder im Büro meines Mannes. Ich schaue sie öfters am Tag an, sie strahlen Würde und Frieden aus. Sie erzählen biblische Geschichten, die das Wort Gottes lebendig zum Ausdruck bringen. Ikonen sind wie Türen, die die Schönheit der Liebe Gottes hinein gelangen lassen. Sie suchen und erwidern unseren Blick und laden uns zum Verweilen ein. 

Wenn du, analog zur Ostkirche, den Kirchenraum mit Heiligenikonen ausfüllen dürftest, welche 7-10 Heiligen würdest du wählen? Was wäre dein “Bildprogramm“?  Beachte: Jesus, Maria und Josef sowie die 12 Apostel und Johannes der Täufer wären natürlich schon gesetzt, deine 7-10 sind zur individuellen Ergänzung gedacht 😉

Die Heilige Anna (Marias Mutter), der Prophet Elija oder der heilige Simeon, da einer unserer Söhne so heisst. Am liebsten würde ich mich an grosse Ikonen getrauen, biblische Szenen wie zum Beispiel: Die Taufe Jesus Christus, die Auferstehung Christi, die Geburt Jesus Christus oder die Verkündigung durch den Engel Gabriel an Maria. Jedoch brauche ich da noch viel Übung, bis ich soweit bin.

Ikonen als Sammlungsgegenstände und im Museum… Was spricht dafür und was dagegen?

Dafür spricht, dass ein breites Publikum sie sieht. Dagegen wüsste ich jetzt spontan wirklich nichts.

Was ich noch sagen wollte: 

Ikonen zu schreiben ist eine grosse Bereicherung und Vertiefung des eigenen Glaubens, um damit zu einer grösseren Nähe zu Gott zu finden. Von Mike Qerkini haben wir gelernt, das Ikonen «Fenster zum Himmel» sind. Man sagt: Wer sich einer Ikone zuneigt, blickt wie in einen Spiegel, in dem man aber nicht sich selbst, sondern das Bild dessen sieht, was man werden soll, Heilige. Wir werden, was wir schauen. Ikonen schreiben ist für mich also nicht einfach eine Freizeitbeschäftigung, sondern es ist ein Heilswerk. Ich möchte zur Ehre Gottes und aus Freude Ikonen schreiben.

2 Gedanken zu „Serie «Faszination Ikonenschreiben» – Interview mit Gabriela Wiedmer“

  1. Du schreibst wunderschöne und sehr berührende Ikonen. Die Ausdrucke der Gesichter bewegen mich jedesmal sehr. Danke für diese himmlische Kunst.
    Herzliche Grüsse
    Justa

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