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Serie «Faszination Ikonenschreiben» – Interview mit Simon Vogel

    Simon Vogel, leidenschaftlicher Ikonograph, erzählt, wie er zum Ikonenschreiben fand und warum diese Kunst für ihn weit mehr als ein handwerklicher Prozess ist. Im Interview beschreibt er die Herausforderungen, die Faszination und seine Erfahrungen als Kursleiter. Dabei wird deutlich: Jede Ikone ist nicht nur ein Bild, sondern ein Gebet, ein Fenster, das himmlische Perspektiven öffnet.

    Ikonen-Schule: Wie bist du zum Ikonenschreiben gekommen?

    Simon Vogel: Eine mir nahe stehende Person hatte viel von der Ikonenschule und ihren Erfahrungen damit erzählt, jedoch hatte ich sie selbst nie eine Ikone schreiben sehen. Spirituell auf der Suche und neugierig geworden nach mehr, da ich aus einer Tradition komme, die Ikonen beziehungsweise Bilder nicht kennt oder besser gesagt ablehnt, wollte ich mich dieser Erfahrung des Ikonenschreibens öffnen. Ich hatte mich für einen Privatkurs entschieden. Beim ersten Treffen mit dem Ikonographen war ich recht nervös und das vorformulierte Gebet, welches vor dem Ikonenschreiben gesprochen wurde, war befremdlich, doch sobald ich das Holz in den Händen hielt, konnte ich in das Geheimnis eintauchen.

    Du bist nach deiner ersten Ikone zum “Wiederholungstäter“ geworden und hast dich in kurzer Zeit fast autodidaktisch zum Ikonographen geschult. Was fasziniert dich am Ikonenschreiben? Was ziehst du daraus?

    Für mich ist der Prozess des Ikonenschreibens wichtiger als die Ikone als Endprodukt. Ikonenschreiben ist für mich betend das Leben Jeus oder das der heiligen Person betrachten und mich ansprechen lassen. 
    Daher habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen, jeden Freitag mindestens ein paar Stunden mit Ikonenschreiben zu verbringen, ein Ritual, eine andere Gebetszeit eben.

    Was war oder ist für dich die grösste Herausforderung beim Ikonenschreiben? 

    Meine erste Ikone war eine Christus-Ikone, Christus als Pantokrator. Für mich wäre keine andere Ikone in Frage gekommen und das ist auch heute noch eine Herausforderung, die Wahl des Motivs. Die Ikone muss mich ansprechen, ich muss zu der Person auf der Ikone einen Draht finden. Als Beispiel: Ich hatte eine Ikone des Hl. Franziskus angefangen, doch irgendwie kam ich nicht ins Gebet, kam nicht weiter. Erst als ich kürzlich Assisi besucht habe, wurde da etwas bewegt und nun kann ich die Ikone fertigstellen.

    Handwerklich/Künstlerisch sind für mich die Gesichter und das Beschriften der Ikone immer eine Herausforderung, aber nicht unlösbar. Es braucht Geduld. Eine zweite Herausforderung ist es, im Gebet zu bleiben, sich nicht ablenken zu lassen.

    Was gelingt dir beim Ikonenschreiben am besten, welcher Arbeitsschritt fällt dir am leichtesten? 

    Der Nimbus und die Attribute.

    An welchen möglichen oder “unmöglichen“, sprich aussergewöhnlichen Orten hast du schon Ikonen geschrieben? Sind Reaktionen gekommen? Wenn ja, welche?

    Der Weihnachtsmarkt, als ich bei kalten Temperaturen und gegen Abend mit der Stirnlampe an der Engel-Ikone geschrieben habe, das war eher aussergewöhnlich. Da kam es auch zu 2-3 kurzen Gesprächen.

    Die Ikonen-Schule hat einen Kurs angeboten, der befähigen will, selber Ikonenkurse zu geben. Diesen hast du besucht. Was hast du dort gelernt? Hat sich dein Verständnis zum Ikonenschreiben nochmals verändert dadurch? 

    Es war ein Online-Kurs über 3 Abende und als Grundgerüst ganz gut. Sicherlich könnte man noch viel mehr vermitteln als die Grundpfeiler, die es eben benötigt. Es ist gut zu wissen, was man organisatorisch alles beachten muss (zum Beispiel Kost und/oder Logie oder auch buchhalterisch). Auch die geistliche Begleitung wurde angeschnitten. Ich denke, mit jedem gegebenen Kurs lernt man dazu und entwickelt dabei seine eigene Art und Weise.

    Deinen ersten Kurs als Ikonograph hast du bereits hinter dir. Wie war diese Erfahrung für dich? 

    Grundsätzlich war es eine gute Erfahrung und ich fühle den Wunsch in mir, noch öfters Ikonenkurse anbieten zu können. Was ich gelernt habe, ist, dass Zeit ein ganz wichtiger Faktor ist, ebenso wie verbale und nonverbale Kommunikation, also wie man etwas erklärt beziehungsweise vorzeigt. In Erinnerung geblieben sind mir auch die strahlenden Gesichter der Teilnehmenden, als wir uns auf den Weg in die Kapelle gemacht haben, um die Ikonen zu segnen. 

    Hat sich dein Blick auf das biblische Bildverbot, auf christliche und/oder sakrale Kunst verändert, seit du dich mit Ikonen beschäftigst? Wenn ja, inwiefern?

    Sicher, ja. Ikonenschreiben ist für mich gleichbedeutend mit Gebet. Es geht weder um künstlerisches Können oder darum Kunst zu schaffen, noch geht es darum, die Ikone als Kunstwerk zu betrachten und den Künstler dahinter zu bewundern. Eine Ikone ist mehr als ein Bild, es ist für mich ein Fenster zum Himmel geworden. Meiner Meinung nach kann man es einer Ikone ansehen, ob sie im Gebet geschrieben wurde, oder ob sie eher unberührt abgezeichnet wurde. Ikonenschreiben verstösst also in keiner Art und Weise gegen das Bilderverbot. 

    Wenn du, analog zur Ostkirche, den Kirchenraum mit Heiligenikonen ausfüllen dürftest, welche 7-10 Heiligen würdest du wählen? Was wäre dein “Bildprogramm“? Beachte: Jesus, Maria und Josef sowie die 12 Apostel und Johannes der Täufer wären natürlich schon gesetzt, deine 7-10 sind zur individuellen Ergänzung gedacht 😉

    Das Leben Jesus wäre mein Bildprogramm, seine Geburt, seine Taufe, sein Wirken. Vielleicht könnte man auch den Kreuzweg als Ikonen schreiben. Wenn ich das so anmerken darf, die Apostel würde ich nicht alle wollen, Petrus und Paulus sicher. Zudem ist mir König David persönlich nahe, ihn vielleicht. In alten Kirchen gab es jeweils beim Altar noch alttestamentliche Opferungsszenen, so etwas fände ich auch stimmig und schön.

    Was ich noch sagen wollte …

    Ich freue mich über persönliche Begegnungen in Privatkursen. Melden Sie sich ungeniert bei mir: Simon Vogel.

    Herzlichen Dank für das Gespräch!

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